01.05.2015

Rücktritte von Schiedsrichtern

Jährlich treten im Schnitt 30 Schiedsrichter von ihrem Amt zurück, weil ihnen auf dem Fussballplatz zu wenig Respekt entgegengebracht wird. Darunter leiden auch die Vereine, welche neue Schiedsrichter finden müssen. Der Fussballverband Region Zürich und die Vereine sind gefordert, solche Rücktritte zu verhindern. Folgend ein Beispiel eines in dieser Woche eingegangenen Demissionsschreibens. >>>MEHR

Hiermit gebe ich Euch meinen Rücktritt als Schiedsrichter per Ende Saison bekannt. In den fünf vergangenen Jahren durfte ich bei einigen tollen Spielen mitwirken. Leider nahm die Zahl der kritischen Spiele immer mehr zu. Ich betrachtete mein «Amt» als Schiedsrichter immer als Teil des Spiels, bei dem die Spieler die Hauptakteure sind. In den angesprochenen Partien wird jedoch mehr die Polizistentätigkeit verlangt, und dies kann ich nicht mit meinem Wesen vereinbaren.

In meiner über 40-jährigen Fussballkarriere war ich es gewohnt, Mitglied eines Teams zu sein. Als Schiedsrichter bist du nicht mal Einzelsportler, sondern vielfach Sündenbock für eigene Unzulänglichkeiten der Mannschaften oder einzelner Akteure. Der Schiedsrichter wird nicht als Teil des Spiels betrachtet, sondern des Öftern als notwendiges Übel.

Mein eigener Anspruch war, eine möglichst fehlerlose Partie zu leiten, was mir – fast logisch – nicht immer gelang. Ich war mir stets bewusst, auf welchem schmalen Grat ich mich bewegte. Deshalb versuchte ich auch, das bevorstehende Spiel möglichst konditionell, mental und administrativ gut vorbereitet zu bestreiten.

All diese oben genannten Punkte veranlassen mich, zurück zu treten. Als Persönlichkeit hat mich das Schiedsrichteramt jedoch weiter gebracht. Ich habe gelernt, all die geschehenen Fehler zu akzeptieren und zu ihnen zu stehen.